Der hl. Sebastian ist im Rheinland der mit weitem Abstand häufigste Patron von Schützenvereinen. Über Sebastianus liegen nur äußerst spärliche historische Nachrichten vor. Weitestgehend sind wir deshalb auf die berühmte „Legenda aurea“ von Jacobus Voragine, Dominikanermönch und Erzbischof von Genua angewiesen, die er zwischen 1263 und 1273 verfasste.
Sebastian stammte aus dem französischen Narbonne und lebte unter den Kaisern Diokletian (285-305) und Maximilian (293-305) in Mailand, einer der Hauptstädte des Römischen Reiches. Er war zum Anführer der ersten Kohorte (Kaiserliche Leibgarde) ernannt worden und hatte heimlich den christlichen Glauben angenommen. Bei der befohlenen Hinrichtung der Christen Marcellianus und Marcus predigte Sebastian und wirkte Wunder, so dass sich viele bekehrten und vom Priester Polycarp getauft wurden. Cromatius, der schwerkranke Präfekt von Rom hörte hiervon, und er ließ Sebastian und Polycarp zu sich rufen. Cromatius ließ sich mit seiner Familie taufen, und er wurde gesund. Mit seiner Billigung zerstörten Sebastian und Polycarp zahlreiche Götzenbilder: Alle Bekehrten wurden aber gefasst und grausam umgebracht.
Kaiser Diokletian ließ Sebastian zur Hinrichtung durch mauretanische Bogenschützen verurteilen. „Da schossen sie so viele Pfeile auf ihn, dass er stund gleich einem Igel. Und gingen darnach von ihm und wähnten, er wäre tot. Aber über wenige Tage, so stand er gesund auf der Treppe vor des Kaisers Palast, und da die Kaiser kamen, strafte er sie zorniglich um die Pein, die sie den Christen antaten“. Die Bogenschützen hatten offensichtlich schlecht getroffen. Der halbtote Sebastian soll von Irene, der Witwe eines Palastbeamten gesund gepflegt worden sein. Die Kaiser erschraken, als sie den Todgeglaubten plötzlich vor sich sahen. Wütend befahlen sie, Sebastian im Hippodrom mit Knüppeln totzuschlagen. Seine Leiche wurde in den Kanal, die „Cloaca Maxima“ geworfen. Christen fanden seine Leiche und bestatteten sie neben den Apostelgräbern.
Am Grab des Sebastian entwickelte sich ein örtlicher Kult, der bald eine Vergrößerung der Grabstelle erforderte und zum Bau einer Kirche führte. Die Grabeskirche des hl. Sebastian in Rom zählte zu den sieben frühchristlichen Pilgerkirchen der Stadt. Seit dem 4. Jahrhundert breitete sich der Sebastianus- Kult über Italien, Afrika, Spanien, Frankreich und Deutschland aus. Als bekannt wird, dass 680 die Anrufung des hl. Sebastian bei einer Pestepidemie in Rom geholfen hat, wird er zu einem der populärsten Heiligen überhaupt: Pestheiliger (neben Antonius und Rochus) und einer der Vierzehn- Nothelfer.
Ab dem 7. Jahrhundert wird Sebastian als Soldat dargestellt, vor einem Baum stehend und von Pfeilen durchbohrt. Seit der Renaissance liebt man es, den Heiligen als schönen, jungen, halbnackten Mann darzustellen. Die Vielzahl der Pfeilwunden erinnerte die Menschen des Mittelalters an die Beulen der Pestkranken. Der hl. Sebastian wurde Pestheiliger, außerdem wurde er Patron der Soldaten, der Jäger, der Schützen, der Feuerwehrleute, Zinngießer, Steinmetze und Gärtner.
Verfasser: Kalo Schmitz im Sappeur-Corps-BefehI 2000 (leicht gekürzte Fassung)
(Quellen: Schützen in Düsseldorf; Die Düsseldorfer Schützengeschichte von Dr. Karl Bernd Heppe, hrsg. von der Stadt-Sparkasse Düsseldorf 1987 Feiern-Feste-Jahreszeiten von Manfred Becker-Huberti, Verlag Herder 1998)